von Emma Löwenstamm (1879-1941) und von Giovanni Ponti (1891-1979).
Vorwort:
Einer der vielen Aspekte der Erhöhung des Beethoven-Mythos, ist die Darstellung seiner Büste mit einer aufgesetzten Dornenkrone. Dieses ikonographische Konzept entspricht der romantischen Auffassung des 19. Jahrhunderts, das ein heroisch-titanenhaftes Ringen des Künstlers mit den Kräften des Universums zeigen soll. Dieser Ausflug in die Sphäre des Sakralen ist im Beethoven-Mythos nicht außergewöhnlich. Es kann der Ausdruck Beethovens Leiden sein, der sich für viele Menschen auch in seiner Klaviersonate c-Moll op. 13 ausdrückt (Mondscheinsonate).
„Ausdrucksstark und Intensiv.“ So war mein erster Eindruck der Radierung „Beethoven mit der Dornenkrone“ von Emma Löwenstamm. Die Noten über der Beethoven Totenmaske sind leider schwer erkennbar.
Emma Löwenstamm.
Geboren in Nachod, Böhmen 1.7.1879; gestorben in Prag, am 9.1.1941. Tochter von Berthold Löwenstamm (1833-1913) und von Cäcilie Löwenstamm, geb. Goldschmid (1839-1910 ). Ihre Vorfahren stammten aus einer alten Familie jüdischer Gelehrter aus dem alt-öster- reichischen Krakau und aus Amsterdam (Parik). Erste Ausbildung in der privaten Malschule von Heinrich Strehblow, bei dem auch Michael Fingensten studierte, dann Landschafts- malerei bei Anton Hlavacek und später bei David Kohn. Entscheidende Bedeutung hatte dann ihr Studium bei Ferdinand Schmutzer (1870-1928) in Wien. Sie schuf Landschaftsgemälde, Interieurs und Radierungen. Sie war in Wien, Prag und Gablonz tätig. Sehr bekannt von ihr ist die Portrait-Radierung von Arthur Schnitzler aus dem Jahr 1912. Eine Radierung, vermutlich aus dem Jahr 1909 zeigt Hitler und Lenin beim Schachspiel.
Wieviele Exlibris von ihr stammen, lässt sich nicht einfach beantworten. In den Gutenberg Exlibris – Katalogen (I. und II.) sind 23 Exlibris verzeichnet. In dem Katalog Ex Libris von Stephan Kellner (1921) sind 22 Exlibris, incl. Nachtrag, nachgewiesen.
Die Nachweise über die Künstlerin in der Exlibris-Datenbank von HR Dr. Karl F. Stock sind zahlreich (ID 138416, ID 138417, ID 138419, 138421, 138422). Eine kleine Auswahl:
1) Jb. der Österreichische Ex Libris-Gesellschaft 1. 1903, S. 53 [Exlibris Franz Schnürer]; 3. 1905, S. 65; 2007-2008/65 (Arno Parik) S. 40-53.
2) Karolyi, C. u. A. Smetana: Aufbruch und Idylle: … Exlibris österreichischer Künstlerinnen 1900-1945 – Wien, 2004, S. 112-115
3) Schutt-Kehm, E.: Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums. Wiesbaden, T. 1. 1985, S. 221-222; T. 2. 2003, L-Z, S. 59; Giovanni Ponti
Gio Ponti.
Gio Ponti, geb. Mailand 18.11.1891, gest. Mailand 16.09.1979, Architekt und Designer. Ponti studierte in Mailand bis 1921 Architektur am Polytechnikum, an dem er später eine Professur erhielt und von 1921 bis 1936lehrte. 1923 wurde er künstlerischer Leiter der Porzellan- manufaktur Richard Ginori, ab 1930 Mitbegründer der Triennale in Monza. Ponti stand zunächst im Kreis der Mailänder Neoklassizisten, die sich in den 1920er Jahren zum Novecento Milanese zusammenschlossen. Seine erste Schaffensperiode ist geprägt durch die Einflüsse Otto Wagners, die er mit dem aufkommenden „Razionalismo“ – also Rationalismus zu verbinden suchte. Der Künstler ist im Internet gut dokumentiert.
Der Farbenholzschnitt „Beethoven“ von Giovanni Ponti ist der Frontspitz des folgenden Buches:
(Dr.) G. (Guglielmo) Bilancioni (1881-1935): La Sortita di Beethoven. Übersetzung: „Die Taubheit Beethovens.“ Der Autor war Arzt, von ihm gibt es 9 Fachbücher, die alle in Italien erschienen sind. (Achtung, es gibt auch einen Künstler [1836-1907] desselben Namens).
Verlegt wurde das Buch 1921 von Angelo Fortunato Formiggini, 1878-1938 (jüd., Suizid)
Erstellt im Februar und März 2021 von Peter Rath © in Wien.