Wappen: In Blau ein silberner schrägrechter Wellenbalken, begleitet von zwei silbernen Sternen und nach der Figur belegt mit drei purpurnen Schildchen. Auf dem Helm mit blausilbernen Decken, ein blauer Flug mit dem Schildbild.
Der Familienname Ströhl ist in den bayrischen Landen mit dem Erlöschen des freiherrlichen Geschlechts nicht ausgestorben, den es gibt heute noch in Bayern einige, wenn auch bürgerliche Familiendieses Namens. So z. B. entstammt der Autor (Hugo Ströhl) des Atlasses aus einer Familie, die ursprünglich in Eichstätt sesshaft war, die aber trotz grossem Kindersegen in der vorletzten Generation mit ihm erloschen ist. (Hugo Ströhl: Heraldischer Atlas, 1992).
Der Künstler wurde am 24. September 1851 in Wels, Oberösterreich, geboren. Er war Nachkomme des am 30.1.1810 Nobilitieren[1] Domdechanten und Statthalter von Freising (Bayern), Johann Nepomuk Franz Xaver Freiherrn von Ströhl[2]. Sein Vater war Finanzbeamter und verstarb früh. Hugo Ströhl war vorbelastet durch seinen Vater und Großvater. Beide waren dilettierende Zeichner und Karikaturisten in Linz. Er Maturierte 1870, begann anschließend am Wiener Polytechnikum zu studieren, setzte dann an der Akademie der Bildenden Künste fort, wobei ihn jedoch der Geldmangel zwang, seinen Lebensunterhalt durch Mitarbeit an verschiedenen illustrierten Zeitschriften, vor allem dem Wiener Witzblatt „Der Floh“ zu verdienen. Nach Einstellung der Zeitschrift 1873 wurde er Student an der Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums (heute Universität für angewandte Kunst) in Wien und wurde Schüler bei Prof. Ferdinand Laufberger. 1877 legte er die Staatsprüfung der Lehrer für Freihandzeichnen und Geometrie ab. Weiter unterrichtete er von 1867 bis 1898 als Fachlehrer für kunstgewerbliches Zeichnen an den gewerblichen Fortbildungsschulen in Währing und Hernals.
1878 Eröffnet der Künstler ein Atelier für Kleinkunst. In kürzester Zeit nahm sein Geschäft einen ungeahnten Aufschwung, sodass er seine Produkte alsbald auch nach Bern, Kassel, Leipzig und Berlin liefern konnte. Seine hauptsächlichsten Arbeiten waren Ornamentik und Buchillustration, Entwürfe für: Vignetten, Bucheinbände, Diplome, Adressenurkunden, Kartuschen und Umrahmungen. Die Hinwendung zur Heraldik vollzog sich bald. Seine hauptsächliche Arbeit wurden Wappenentwürfe und Wappenzeichnungen.
Logisch waren nun die Beitritte zur Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler,“ im Jahre 1887 und der des Schwesternvereins „Herold“ in Berlin ebenfalls 1887. Er sammelte alles, was er über Wappen und Wappenwerke bekommen konnte. Nun konnte er sein Schaffen ausschließlich auf die Publikation von Wappenwerken konzentrieren.
Mit seinem Erstlingswerk, der „Österreichisch-Ungarischen Wappenrolle“ wurde der Künstler nun sehr bekannt. Ströhl lieferte recherchierte Texte zu den Wappendarstellungen, eine wichtige Neuerung zu seiner Zeit. Er Berichtigte mit seinen Forschungen gängige Irrtümer und falsche Darstellungen über Wappen in der Monarchie. Die Auflage von 1890 war bald vergriffen, sie zeugte von hoher künstlerischer Qualität und Authentischem Anspruch. Mit seinem nächsten Werk, der „Deutschen Wappenrolle,“ schuf er Ordnung in das bestehende Durcheinander von unterschiedlich interpretierten Wappenwerken in Deutschland. „Der Deutsche Herold“ schreibt, es ist ein „Verdienst unseres Mitgliedes H.G. Ströhl Licht in dieses Dunkel gebracht zu haben“. Die Mitgliedschaft in den wissenschaftlichen Vereinen „Herold,“ „Adler,“ „Zum Kleeblatt“ (Hannover) und der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft waren nun selbstverständlich. Zudem war Ströhl Ehrenmitglied des Collegio Araldico in Rom.
Kurze Zeit nach seinen österreich-ungarischen und deutschen Wappenrollen veröffentlichte er die Russisch-asiatische Wappenrolle. Die Wappen der Gouvernements, Gebiete und vieler Orte in Kaukasien, Turkestan, der Kirgisensteppe und Sibirien. 1901 die Russisch-europäische Wappenrolle, 1902 das Japanische Wappenbuch „Nihon moncho“ und 1907 das Wappen des Kaisertuns Abessinien.
Mit seinem „Heraldischen Atlas“ (Stuttgart 1898) schuf er ein Werk für ein breiteres Publikum. Ein Schulbuch aus seiner Feder waren die Heraldischen Vorlagen für den Zeichenunterricht in Kunstgewerbeschulen, Gewerbe-, und Fortbildungsschulen mit 24 Tafeln in Farbdruck, die vom k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht zur Anschaffung an gewerblichen Lehranstalten kunstgewerblicher Richtung empfohlen wurden.
Richtungsweisend war Ströhl in der Staatsheraldik und auch bei den Gemeindewappen. Seine universelle Begabung konnte er über Europa und die ganze Welt ausbreiten. So entstanden Studien über Lombardisch-Venezianische Wappen und Japanische Städtewappen.
Nach diesen Werken entstanden ab 1909 Arbeiten über geistliche Wappen. Über päpstliche Wappen, Ordensstifte auch deutsche Ordenswappen.
Den Höhepunkt, der aber auch gleichzeitig das Ende seiner Schaffenskraft markierte, erlebte er bei der künstlerischen Mitwirkung bei der Gestaltung der neuen gemeinsamen Staatswappen, die in der Mitte des Ersten Weltkrieges – im Jahre 1915 – erfolgte. Die quellenmäßige Prüfung und heraldische Zusammenstellung, die schon mehr als fünfzig Jahre überfällig war, lag in den Händen des Sektionsrates Alfred Anthony von Siegenfeld. Als Remuneration für sein Vielfältigen Malerkünste erhielt er jedenfalls ein Honorar von 7.125 Kronen ausbezahlt. Hugo Gerald Ströhl starb am 7. Dezember 1919, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges und wurde am Mödlinger Friedhof beigesetzt (Fh Mödling, 120/L). Er war mit Maria Hälkisch verheiratet, die am 18. Februar 1923 ebenfalls in Mödling, kinderlos, verstarb. Ein kleiner unbedeutender Nachlass befindet sich im Stadtarchiv in Mödling. Seine reichhaltigen heraldischen Sammlungen, die er zeitlebens angelegt hatte, gelten heute als verloren. Seine publizistische Wirkung erreichte eine Dimension. Wie sie vorher und nachher kaum wieder erreicht wurde. Man kann ihn deshalb wohl zu Recht als den Staats-, Gemeinde- und Kirchenheraldiker der untergegangenen Österreichisch-Ungarischen Monarchie bezeichnen, dessen heraldische Schaffenskraft durch ihren Stil zeitlos geblieben ist und auch heute noch allgegenwärtig weiter wirkt.
Herrn HR Dr. Michael Göbl (Mitglied der Heraldischen Genealogischen Gesellschaft Adler) danke ich für die Erlaubnis, das wichtigste Werk über G. Ströhl aus seiner Feder (siehe Literatur), benützen zu dürfen.
Literatur:
Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Michael Göbl: Hugo Gerard Ströhl. Ein Künstler zwischen Staats-, Gemeinde- und Kirchenheraldik, S. 147 – 164, 7 Illustrationen, Werkverzeichnis (ohne Exlibris S. 159 – 164). © 2010 Verein für Landeskunde von Niederösterreich, St, Pölten. ISBN 978-3-901234-15-6; ISSN 1016-2712; Redaktion: Willibald Rosner; Umschlagentwurf: Elisabeth Lang-Enzenhofer; Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, A-3580 Horn.
Biographisches Lexikon der Heraldiker, sowie der Sphragistiker, Vexillogen und Insignologen; Herausgegeben vom HEROLD, Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften. Siebmachers Großes Wappenbuch, Band H; S. 531. © 1992 by Bauer & Raspe KG, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt a. d. Aisch. ISBN 3-87947-109-6.
Weiter: Wurzbach; Degener; Czeike, Biograph. Lex. des Landes ob der Enns, Gelehrte, Schriftst., u. Künstler Ob.Österr. seit 1800 (Passau/Linz 1931); Thieme u. Becker; Vollmer, ect.
Stammbaum der Freiherren v. Stöhl zu Straubing in Bayern. Aus: Heraldischer Atlas, Tafel LXXV und Tafel LXXVI.
Im Internet häufig vertreten.
Kleiner Teilnachlass im Stadtarchiv in Mödling.
Teilnachlass (ca, 950 Blätter) von Gerhard Ströhl, Standort: MAK.
Erstellt
von 6/2020 Peter Rath Wien ©.
[1] Churpfalzbairisches Regierungsblatt, Auszug aus der Adels – Matrikel des Königreichs Baiern, LII Stück, München, Mittwoch den 30. September 1812, Spalte 1646, Nr. 14.
[2] Auch 1825 und 1829 Erwähnt im Bairisch Musiklexikon als Musikpädagoge, siehe Kalliope. Laut Freimaurer Wiki war er auch Illuminat.
Erstellt von Peter Rath, 2019/20 Wien ©.