Exlibris für deutsche Jüdische Bibliophile aus der Sammlung von Brigitte und Peter Rath und weitere Abbildungen aus anderen Quellen. (Auswahl).
Vorwort
Eine besondere Liebe zum Buch ist dem jüdischen Leser selbstverständlich. Er verehrt es, er liebt es und sammelt es sogar. Seit 1963 ist diese Sammeltätigkeit sogar dokumentiert. Meine wichtigsten Erkenntnisse zu diesem Thema ist aus dem Buch von Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophilen und Antiquare aus dem Verlag J. C. B. Mohr Paul Siebeck) Tübingen. ÖNB 921.575-B. Pep 10
Die letzte Exlibrispublikation zum Thema ist: Inka Bertz (Jüdisches Museum Berlin): Jüdische Kultur und Exlibriskunst im Jahrbuch der Deutschen Exlibris-Gesellschaft 2004. Abgebildet sind Exlibris folgender Eigner (Künstler): Emil Starkenstein (Georg Jilovsky); Alice Schwab (Elisabeth Friedlander); Alfred Flechtheim (Hans Kohlschein); Richard Steiner (Nina Brodsky).
Die Bibliophilen
Dr. Kurt Singer, Berent 11.10.1885-7.2.144 KZ Theresienstadt, Lebte in Berlin. (1911) Arzt, Neurologe und Musikwissenschaftler, Vorsitzender des jüdischen Kulturbundes, Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen. Schüler von Grünberg, Geige.
Dr. Kurt Singer war Sohn eines Rabbiners, studierte Medizin, Psychologir und Musikwissenschaften. Er gründete den Berliner Ärztechor, den er bis in die Zeit des Nationalsozialismus leitete. Ab 1923 Professor an der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik, wo er sowohl lehren als auch forschen konnte. Von 1927 bis 1931 war er vorübergehend zunächst Stellvertreter und dann Intendant der Städtischen Oper in Berlin. Spezialist für Berufskrankheiten der Musiker. Nach Singer ist heute das Kurt-Singer-Institut für Musikpsychologie und Musikergesundheit an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und der Universität der Künste Berlin benannt. Zitiert auch im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Ausführliche Informationen in WBIS.
Das Exlibris ist im Kriegslazarett Nr. 3 in Motmédy Entstanden. Der Künstler des Exlibris war Hubert Wilm, geb. in Kaufbeuren 1887, gest. München 27.4.1953. Über den Maler, Radierer Lithographen und Illustratoren gibt es 27 Erwähnungen in der Exlibris Datenbank von HR Dr. Karl F. Stock. So ist er einer der am öftesten Zitierten Künstler in den Memographien von Stock! Auch Stefan Kellner schreibt von 127 Exlibris.
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Sigmund (Sigmond) Seeligmann, Karlsruhe 1873 – Amsterdam 1941. Lebt seit 1885 in Amsterdam. Historiker und Biograph, aus einer Bankiers-Familie. Besitzer einer der größten wissenschaftlichen Privatbibliotheken mit ca. 15.000 Bänden auf dem Gebiete der Hebraica und Judaica und Gründer und erster Präsident der „Genossenschaft für die jüdische Wissenschaft in den Niederlanden. Mitglied der Soncino-Gesellschaft. Korrespondierendes Mitglied der „American Jewish Historical Society“. (Sohn Isaak Leo Seligmann 1907-?, ab 1950 an der Hebrew University of Jerusalem)
Künstler: Mauritz de Groot, geb. 6.8.1880 Amsterdam, gest. Blaricuin 12.29.1934. Graphiker, Maler, Radierer Holzschneider und Wandmaler. Er studierte an der Rijksakademie der Bildenden Künste in Amsterdam. Ab 1912 gehörte er zu den „The Independents,“ um juryfreie Ausstellungen zu organisieren.
Erwähnung in: Praag, Philip van: Joodse symboliek op Nederlandse exlibris. – Zutphen, 1988; Witte, K.: Monogrammlexikon, I. 1991, S. 261. – Lex.: Scheen, Pieter A. Lexicon Nederlandse Beeldende Kunstenaars 1750-1950. – The Hague. 1. 1969.
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Max K. Herzberg, Berlin, geb. 22.10.1883, gest. ? Philandrop, Direktor der Deutschen Effekten und Wechselbank in Frankfurt, ehemaliger Geschäftsführer der Osram Werke, Konsul von Bolivien (1935). Gesellschaft der Bibliophilen ab 1914.
Künstler Ernst Weinschenk, tätig in Berlin. – Erwähnung in: Exlibris, Buchkunst und angewandte Graphik. – 16. 1906, S. 34; 25. 1915, S. 84f; 28. 1918, S. 97f; Schutt-Kehm, E.: Das Exlibris: eine Kulturgeschichte in 1600 Abbildungen. – Dortmund, 1990, S. 265; Schutt-Kehm, E.: Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums. Wiesbaden, T. 1. 1985, S. 436-437; Kroneberger, K. G.: Die Exlibrissammlung der Pfälzischen Landesbibliothek. Speyer, 1982, S. 279; Witte, K.: Monogrammlexikon, I. 1991, S. 210; III. 1993, S. 197; Schutt-Kehm, E.: Hexe, Hausfrau, Heilige: Frauen in Exlibris für Frauen. Wiesbaden, 1998. (Daten aus der Datenbank von HR Dr. Karl F. Stock).
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Rahel Wolff, geborene Marx, geb. in Wuppertal 8.1.1882, gest. 21.12.1942. Königsberg in Preußen, 230. Mitglied der Soncino Gesellschaft, Tochter des George Marx 1843-1927 Bankdirektor. Mutter: Gertrude Simon. Zitiert aus: Stefanie Schüler-Springorum: Die jüdische Minderheit in Königsberg, Preußen. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. Erwähnt im Index für Seite 113, 26ff, 289, 351.
Künstler: Oskar Graf (Freiburg/Br 26.12.1873-Bad Boll 1957. mit einer Radierung des Palazzo Vendramin in Venedig, wo Richard Wagner seine letzten fünf Monate verbrachte und am 13.2.1883 verstarb.
Ein weiteres Exlibris für Sally und Rahel Wolff 1909, Monogramm E. D. G. (Emma Dessau-Goiten 1877-1968) Bestand: Bibliothek und Kunstblättersammlung Artur Wolf, MAK, Inv. Nr. KI 9136-1457. Rahel Wolff schrieb einen Aufsatz über die Künstlerin: Emma Dessau-Goitin in: Menorah, Heft 1, Januar 1932, S. 89-90; Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur. Slg: Rath. (Ein weiteres Blatt schuf die Künstlerin für Max Goitein, noch eines für Elkan Nathan Adler 1910)
Noch ein Exlibris für Rahel Wolff ist von Carl Streller 1889-1967. An Wildbach sitzender weiblicher Akt. (Ok, OK)
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Alfred Flechtheim * Münster 1.4.1878, † London 9.3.1937. deutscher Kunsthändler, Kunstsammler, Publizist und Verleger. Ein einzigarter Experte und Sammler, wahrlich einmalig in dieser Zeit. Er war im Besitz von Werken Internationaler Künstler wie: Paul Cézanne, Edgar Degas, Paul GGaugin, Van Gogh; Edvard Munch, Paul Picasso, Auguste Renoir, Auguste Rodin. Seine Sammlung deutscher Künstler war groß und einmalig, sie aufzuzähler erspare ich mir. 187 Veröffentlichungen Zählt die Galerie von 1913 bis 1933. Mappenwerke und Periodika nicht eingerechnet. Wer sich für Alfred Flechtheim inreressiert sei folgende Biographie empfohlen: Ottfried Dascher: Alfred Flechtheim Sammler, Kunsthändler, Verleger. (QUELLENSTUDIEN ZUR KUNST, eine Schriftenreihe der International Music and Art Foundation. Herausgegeben von Walter Feilchenfeld, Band 6. © 2011 by Nimbus, Kunst und Bücher AG. 511 Seiten, viele Abbildungen und eine Genealogie ist beigefügt. ISBN 978-3-907142-62-2.
Der Exlibriskünstler ist Hans Kohlschein, Kli; 109×86; braun-w; 1905; s; Auf Brücke dem Tod Entgegeneilender.
Maler, Porträtist und Illustrator. Professor an der Akademie in Düsseldorf. – Erwähnung in:; Kellner, S.: Ex libris und Gelegenheitsgraphik. Budapest, 1921, S. 92 [EL Alfred Flechtheim 1905; Hedwig Josephson, Moellhausen 1905]; Schutt-Kehm, E.: Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums. Wiesbaden, T. 1. 1985, S. 192; T. 2. 1998, A-K, S. 594 [EL Hedwig Iosephson, Moellhausen; EL Ida Schoeller, 1905];
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Stefan Zweig, geb. Wien 28.11.1881, gest. Petropolis/Brasilien 23.2.1942. Schriftsteller, Übersetzer. Mitglied der Wiener Bibliophilen Gesellschaft. Sammelt Autographen. War mit dem Künstler E. M. Lilien befreundet. Schrieb die Einleitung zum Buch: E. M. Lilien, sein Werk. Berlin und Leipzig 1903 /Verlag Schuster und Löffler.
Künstler: Ephraim Mose Lilien, geb. Drohobycz/Galizien 23.5.1874, gest. Badenweiler 17.7.1925. Graphiker, Illustrator Maler und Fotograph. Jugendstilkünstler, bekannt durch seine vielen geschaffenen Exlibris.
Künstler: Alois Wach (Abb. ÖEG Jb 56), geb. als Wachlmayr in Lambach 30.4.1892, gest. Braunau 18.4.1940. Maler und Graphiker. Mitbegründer der Innviertler Künstlergilde.
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Abraham Horodisch, geb. Łódź, Russl., 3.2.1898, gest. Amsterdam 7.111989. Antiquar, bibliophiler Sammler und Autor buchwissenschaftlicher Werke. Mitbegründer der Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches (1924), Leiter des Euphorion Verlages (1920-1925). Er war Verfasser von: Alfred Kubin als Buchillustrator (1949), Pablo Piccasso als Buchkünstler. Im Jahre 1985, zwei Jahre vor seinem Tod, erhielt Abraham Horodisch für seine buchwissenschaftlichen Publikationen die Ehrendoktorwürde der Universität Amsterdam. In der Universität Tel Aviv befindet sich die „Horodisch Collection on the history of books.”
Künstlerin: Alice Horodisch-Garnmann (Gattin des oberen), geb. Berlin 31.10.1905, gest. Amsterdam 12.12.1984, Graphikerin, Holzstecherin,Aquarellistin und Buchumschlaggestalterin. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst in Berlin. Für ihren Gatten schuf sie 22 Exlibris.
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Martin Flersheim Frankfurt am Main 18.4.1856 – Frankfurt 7.12. 1935 Mitglied der Maximilian-Gesellschaft. Kaufmann Kunstsammler- u. Förderer. Besaß eine umfangreiche Sammlung von Werker zeitgenössischer Meister wie; Böcklin, Liebermann, Thoma, Spitzweg und Ernst Trübner. Vorstandsmit des Städelschen Museumvereines. Mitglied zahlreicher Kunstvereine und –Institutionen,
Künstler: Hans Thoma, geb. in Bernau 2.10.1839, gest. Karlsruhe 7.11.1924. Schuf ca. 63 Exlibris die im Gutenberg Exlibris-Katalog Band 1 und Band 2 nachweisbar sind. Davon zwei für Martin Flersheim. Unteres Blatt hat im Gutenberg Katalog die Bezeichnung: 11.533; Martin Flersheim; Algraphie; 81×73, sw; 1896; s; In Säulenarchitektur sitzende weibl. Gestalt mit Flammenschale und Buch, im Hintergrund Segelschiff und Sonne. Dann: 11.534; 116×104; wie vorher.
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Max Harrwitz geb. Berlin 2.12.1860, gest. 1938. Antiquar und Verlagsbuchhändler. Mitglied des Exlibris – Vereines zu Berlin und anderer Vereine. Er gab früher die Mitteilungen aus dem „Antiquar“ heraus.
Künstlerin: Sophie Bernhard, Deutschland 19. – 20. Jhdt., Berlin?, Grafikerin, Radiererin, Sie schuf Exlibris: 2 für Max Harrwitz Buchhandlung Berlin,eines für Fritz Lilienthal; leider ist von ihr nicht mehr bekannt.
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Österreiche Bibliophilen in deutschen Gesellschaften (Auswahl)
Mitglieder der Gesellschaft der Bibliophilen:
Hans Feigl, Wien 1905, Gründer der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, Buchhändler, 1869-1937; Dr. med. Wilhelm Ginsberg, Wien, 1910; Adolf Kohn, Wien, 1912, Verleger; Dr. Jakob Minor, Wien, 1909, Wiener Literatur Professor, Univ.-Prof. Literaturhistoriker, Spezialist für Tanzkunst, geb. Wien 15,5.1955, gest. Wien 7.10.1912, Präsident des Wiener Goethe Verein von 1907 bis 1911; Richard Ornstein, Wien, 1916; Willy Pollack, Wien, 1908, Buchhändler; Siegmund Rosenbaum, Wien, 1911, Verleger; Baronesse Valentine Rothschild, Wien, 1906 (Gaugusch S. 3042: Valentine Noemi Freiin von Rothschild, geb: Wien, IV. Heugasse 24, 25.5.1886, gest. Lunz am See NÖ 24.7.1969, Adresse: Wien III. Metternichgasse 8, Zfh 5b/1/0, verh. Wien, IKG, 8.9.1911, mit Sigismund Freiherr von Springer, geb. Wien I., Rosengasse 8, 22.11.1873, gest. Wien XVIII. Sternwartestr. 74, Wohnort Metternichg. 8, Zfh,
Sohn des Adolf Springer u. d. Ernestine Goldberger de Buda.) Otto Erich Deutsch, geb. Wien 5.9.1883, gest. Baden bei Wien 23.11.1967. Musikhistoriker, Schubert Forscher; 1919 – 1924 Buchhändler und Verleger, 1926 bis 1935 Bibliothekar im Musik Archiv von Antony von Hobeken.
Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft:
Oskar Loewit-Ladner Wien, 1919-1933, Fabrikant; Gustav Schoenberg Wien, 1929-1933, Dr. jur., Rechtsanwalt; Paul Schrecker Wien, 1921-1925, Dr. Generalsekretär;
Mitglieder der Soncino-Gesellschaft:
Hans Bablik Wien, Notar; Ludwig Bato Wien; Z. P. Chajes Wien, Oberrabbiner; Otto Eisler Wien, Dipl. Ing.; N. M. Gelber Wien; Leo Goldhammer Wien, Rechtsanwalt; Josef Schöngut Wien, Zivilingenieur; Siegmund Sommer Linz; Berthold Steif Wien, Rechtsanwalt; Mayer-Präger Wien; Heinrich Sträussler Wien, Notar-Substitut; Sandor Wolf Eisenstadt;
Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler Wien.
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Österreichische Jüdische Mitglieder der Wiener Bibliophilen Gesellschaft
Über dieses Thema gibt es noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Meine Recherchen sind aus „Wer einmal war“ von G. Gaugusch, dem Internet und einem Mitgliederverzeichnis der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, Jahr unbekannt.
Margarethe Bunzl, XIX., Schreiberweg 3, geb. 4 Mar 1884, gest. 9 Nov 1949, begraben am Chislehurst Cementery, London. United Kingdom. Gattin des Martin Bunzl.
Exlibris von Hermine Pohl, *18?? (A): +19?? (A) Graphikerin, Schülerin an der Graphischen Lehr- u. Versuchsanstalt in Wien; tätig in Wien um 1906-1915. – Erwähnung in: Witte, K.: Monogrammlexikon, I. 1991, S. 59; [EL Martin Bunzl].
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Karl Mayländer, Lebenslängliches Mitglied, ist in meiner Homepage unter Exlibris und Kunstsammler zu finden. Besitzer einiger Exlibris die angegeben und Abgebildet sind.
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Otto Nirenstein, später Otto Kallir geb. Wien 1. April 1894, gest. New York 30. November 1978, war ein austroamerikanischer Kunsthistoriker, Essayist, Verleger und Galerist. Wien I., Mahlerstrasse 3. Mitglied der Wiener Bibliophilen Gesellschaft.
Künstler: Otto Zimpel, Radierung für Otto Nirenstein; Rad; 76×48; sw; o.J; In Lehnstul an Tisch Sitzender (Rückenfigur), Bild haltend und betrachtend. Abb. E178.
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Erstellt © von Peter Rath, Wien August bis Oktober 2022.