WALTER PRINZL (1891-1937), EIN WACHAUER KÜNSTLER, BIOGRAPHIE.
Wer kennt nicht die phantastischen Wachau-Bilder von Jakob und Friedrich Alt, Emil Jakob Schindler, Tina Blau und Marie Egner und vielen anderen. Diese Landschaft hat viele Künstler so fasziniert, dass auch einige ihren Ständigen Wohnsitz in diese malerischen Donaulandschaft genommen haben. Dazu zählt auch Walter Prinzl, der die unvergleichliche Schönheit seiner Heimat für sich zu entdecken, zu seinem Lebensziel gemacht hat1.
Der Heimatverbundene Künstler, gerne bezeichnet als „Maler der Wachau“, beschäftigte sich sein ganzes Leben mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Seine Ölgemälde, Aquarelle, Radierungen und Holzschnitte sind begehrte Sammelobjekte Wachauer und vor allem Melker Sammler geworden. Leider sind seine Fresken an Hauswänden kaum mehr erhalten, oder zu Tode restauriert worden. So zum Beispiel die Sonnenuhr mit Baldur auf dem Melker Stadtturm, wie auch der Christophorus am Schiffsmeisterhaus in Melk. Der Untergrund dieser Arbeiten konnte den „Zahn der Zeit“ inklusive seinen „Renovierungen“ nicht Wiederstehen.
Waler Prinzl entspross einer angesehenen Melker Familie2. Sein Großvater Anton Prinzl d. Ä., (1807-1872) war Mitbegründer der Melker Sparkasse und ab 1849 Brauer und Besitzer der Melker Brauerei3. Sein Vater Anton d. J. Prinzl4 (1862-1943), war ausgebildeter Kartograph, führte die Brauerei weiter, bis sie 1905 an die „Wieselburger Brauerei“ verkauft wurde. Bald darauf wurde die Brauerei – die natürlich eine Konkurrenz für Wieselburg war – geschlossen.
Der Künstler wurde am 29.9.1891 in Wien geboren, besuchte das Gymnasium in Krems und legte 1910 die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Schon während der Gymnasialzeit zeigte sich außergewöhnliches Talent zum Zeichnen und Malen. Er inskribierte an der Technischen Hochschule in Wien um Architektur zu studieren. Bei Kriegsanbruch meldete sich der Student 1914 freiwillig zum Militärdienst, wurde an der italienischen Front verwundet und kehrte nach Kriegsende als mehrfach ausgezeichneter Oberleutnant nach Melk zurück.
Nach kurzem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, bildete sich der Künstler an er Graphischen Lehr – und Versuchsanstalt in Wien5 weiter. Er kaufte in Melk ein altes, verfallenes Häuschen, die sogenannte „Schusterburg“, benannt nach dem Beruf des Vorbesitzers, einem Schuster. Mit großem Fleiß und künstlerischem Verständnis schuf sich Prinzl – der auch Landeskonservator von Niederösterreich wurde – ein heute noch bewundertes Heim. Sein Atelier zählt zu den beeindruckendsten Räumlichkeiten der Stadt. Sein großes Fenster gibt einen phantastischen Blick auf die gesamte Südfront des gegenüberliegenden Stiftes frei.
Prinzl`s Studienreisen führten ihm durch Österreich, Deutschland, Italien und auch die Tschechoslowakei. Viele Radierungen zeugen von diesen Reisen. Besonders hervorzuheben sind seine Farbradierungen, vor allem in der Aquatinta-Technik. Mit dem Holzschnitt hat sich der Künstler wenig beschäftig, obwohl einige überlieferte Farbholzschnitte hervorragend ausgeführt sind.
Zum täglichen Brot eines Malers und Graphikers gehört natürlich auch der Entwurf von Urkunden, Plakaten und Einladungen. Prinzl war ausgesprochen fleißig, er verfertigte Entwürfe für Wachauer Notgeld und Buchillustrationen für den Kremser Verlag von Friedl Österreicher. Hervorzuheben sind folgende Publikationen dieses Verlages: „Sagen der Wachau, gesammelt von Hans Plöckinger“, Verlag Friedl Österreicher, 1927 in Krems6; „Wachauführer, Kremstal, Dunkelsteinerwald“, von Josef Huber, ebenfalls 1927 im Verlag Friedl Österreicher. Für den Verlag Josef Faber7 in Krems illustrierte er 1927 den Reiseführer „Wachau – Kremstal, die schönste österreichische Donaureise“, kein Autor angegeben.
Früh dürfte sich sein künstlerischer Freundeskreis gebildet haben. Dazu zählten: Richard C. Kromar von Hohenwolf8 (1874-1948), ein Zeichenprofessor aus Melk, bei dem Franz Traunfellner (1913-1986) studierte, auch Ernst Stöhr (1865-1917) und Leopold Blauensteiner (1880-1947). Alle diese Namen sind uns Exlibrissammler natürlich bekannt.
Eng verbunden sind obig genannte Künstler mit dem „Künstlerbund Wachau“ der im Jahre 1919 in Emmersdorf gegründet wurde, und später nach Krems übersiedelte. Im Jahre 1978 erfolgte eine Vereinsumbildung und Namensänderung. in „Galerie Stadtpark“.
Viele Mitglieder schufen Exlibris (Auswahl): Gabriele Murad-Michalowski9 (1877-1963), Prof. Johanna (Hanna) Kaserer10 (1896-1991), Stefan Simony11 (1860-1942), Franz Traunfellner (1913-1986)12. Vom Vater von Hans Ranzoni d. J. (1896-1991), Hans Ranzoni d. Älteren (1868-1956), sind zwar keine Exlibris bekannt, er war jedenfalls auch Mitglied des Künstlerbundes. Prinzl war auch Mitglied des Melker Schlaraffen-Bundes „Medelike“, mit dem angenommener Namen „Michel No Angelo“.
Walter Prinzl Werke wurden nicht nur innerhalb des Wachauer Künstlerbundes ausgestellt. Aufzuzählen sind: Bonn (1923), Lübeck (19244, Leipzig (1923), Berlin (1925), Prag 1927), Kunstausstellung des Zentralverbandes bildender Künstler Österreichs in St. Pölten (1932), sowie 1937 in München.
Prinzl Hauptaugenmerk galt der Graphik. Erst in späteren Jahren beschäftigte er sich mehr mit der Malerei. In seinen meist großformatigen Ölbildern widmet er sich hauptsächlich der Landschafts- und Portraitmalerei.
Für einer Ausstellung im „Haus der Deutschen Kunst“ im Jahre 1937 kaufte die deutsche Reichsregierung die Farbradierung „Werrabrücke“ des Künstlers an. Die Freude über diese Anerkennung war leider kurz. Wenige Monate später erlitt Walter Prinzl während eines Aufenthaltes in Wien einen Magendurchbruch und starb am 12.12.1937. Er wurde in seinem Atelier in Melk aufgebahrt und am Melker Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.
Erstellt von Peter Rath, Wien; © 2020 (Ergänzt).
1 Eine ausgezeichneter Bildband über Wachauer Künstler und Wachauer ist von: Krug, Wolfgang: WACHAU, Bilder aus dem Land der Romantik. Aus der Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums und der Topographischen Sammlung der Niederösterreichischen Landesbibliothek. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2003. ISBN: 3-85498-239-9.
2 Hockauf, Dr. Heinz: Walter Prinzl (1891-1937). Ausstellungskatalog des Kultur- und Museumsverein Melk anlässlich der Ausstellung „Walter Prinzl, Ölmalerei und Radierkunst eines gebürtigen Melkers 1988“. von ……bis ?
3 Verh. m. Luise Helmer 1820-1892
4 Verh. m. Marie Werner 1869-1957
5 Katalog Nr. 20 (Müksch)
6 Gibt`s nicht mehr
7 Gibt`s nicht mehr
8 Für ihm schuf Ernst Krahl ein Exlibris.
9 Kellner, S.: Ex libris und Gelegenheitsgraphik. Budapest, 1921, S. 118 [Hier: Murad-Mihalowsky; Witte, K.: Monogrammlexikon, I. 1991, S. 286, 287. –
10 Siehe: Schutt-Kehm, E.: Exlibriskatalog des Gutenberg Museums, Wiesbaden, T. 2, 1998, A-K, S. 560.
11 Siehe: Kroneberger, K.G.: Die Exlibrissammlung der Pfälzischen Landesbibliothek, Speyer, 1982, S. 235.
12 Schutt-Khem, E.: Exlibris-Kat. d. Gutenberg Mus. Wiesbaden, T. 1. 1985, S. 405; T. 2. 2003, L-z, S. 534, usw.
Erstellt von Peter Rath, 2019/20 Wien ©.