Sammlerstempel (1) von Exlibrissammlern und von Graphiksammlern österreichischer Provenienz.
Eine Herkulesarbeit des niederländischen Kunsthistorikers und Kunstsammlers Frits Lugt (Frederik Johannes Lugt) 4.5.1884-15.7.1970, verdanken wir eine umfassende Sammlung von Sammlerstempeln. Es sind dies: Stempel für Museen, Bibliotheken (auch eine angeschlossene Unterabtleilung der Österreichischen Nationalbibliothek ist vertreten. „Die Fidei Commis Bibliothek“ des österreichischen Kaiserhauses). Weiter: Sammler, staatliche und private Institutionen, Privatpersonen, Künstler, Musiker und Verlage usw. Speziell sind die vielen Sammlerstempel für österreichische Kunstsammler interessant. Die großen Namen sind ja bekannt, aber viele Namen haben mir nichts gesagt. Die Aufarbeitung wäre eine interessante Arbeit für meinem verstorbenen Freund Werner W. Schweiger gewesen. Unter den vielen Männernamen habe ich sogar Sammlerinnen entdeckt, u. A.: Hanna Pauli-Hirsch, Seite 295. (Es gibt mehr Sammlerinnen im Buch!)
Der Titel des Lexikon: „LES MARQUES DE COLLECTIONS DE DESSINS & D`ESTAMPES.” Der erste Band der Großformate ist in San Franzisco 1988 (Reprint) mit 463 Seiten erschienen, der Supplement-Band im selben Jahr auch mit 463 Seiten.
In der online Version der Sammlung sind nur drei Exlibrissammlungen nachgewiesen. Es ist sind dies:
Das Britisch Museum Department of Print and Drawings,
die Sammler Ismael Smith und Karel Asslberg.
Natürlich gibt es unter den Exlibrissammlern, viele Kunstsammler. Deshalb sind sie nicht in diesen beiden Bänden als Exlibrissammler zitiert.
Unter den Künstlern sind viele die auch Exlibris gefertigt haben, leider ist dies nicht extra erwähnt.
Moriz Ritter von Grünebaum 1873-1942
Dr. M. Ritter von Grünebaum (geb. 1873), Amateur, Wien.-
Moderne Drucke , alte Exlibris.
Ritter Moriz von Grünebaum, Sohn des Hofrat von Grünebaum, Oberinspektor der österreichischen Eisenbahnen, machte seine Studien an der Universität seiner Geburtsstadt, Wien, und erlangte hier das Doktorat der Rechtswissenschaften. Leutnant der Reserve, Konzeptspraktikant, später Bibliothekar der k.k. Statistischen Zentral-Kommission. Er publizierte Werke über die Bibliotheksverwaltung und über Statistik. Dieser Amateur sammelt Drucke, Bücher und Exlibris. Der Bestand seiner Bibliothek fußt auf der seines Großvaters Bernhard Grünebaum (+1836); Er selbst begann mit seinen eigenen Sammlungen. Er ist einer der Gründer der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft.
Übrigens sind folgende Einträge Nr. 315, 316, 317, 330, 331, 332, der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft von Grünebaum verfasst.
Obig zitierte Einträge sind nur ein Teil seines Oevres, insgesamt hat Grünebaum elf Aufsätze in den Jahrbüchern 1918, 1920 und 1926 verfasst. In diesen Jahren war er auch Herausgeber der Jahrbücher der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft.
Seine Adresse: Wien IX. Liechtensteinsraße 45a (1929).
Die Vorfahren der Grünebaum`s lassen sich in Frankfurt am Main bis 1607 zurückverfolgen. Der Name leitet sich von einem Hausschild ab. In Wien sind sie ab 1809 mit einem Bernhard Grünebaum nachweisbar. Dessen Sohn Gustav, Hofrat und Chef der Bauabteilung der Staatsbahnen, erlangt den erblichen Ritterstand als Ritter der Eisernen Krone 3. Klasse im Jahre 1876 (Gustav Ritter von Grünebaum). Die erste Ehe mit Henriette Elgger von Frohberg blieb kinderlos, dafür war die zweite mit Charlotte Forchheimer mit 5 Kindern reichlich gesegnet. Die Namen der Kinder: Henriette, MORITZ, Siegmund, Margarethe und Egon. MORITZ, geb. 6.3.73 in Wien, tritt 1901 bei der NÖ. Statthalterei in den Staatsdienst und wird 1910 zum Bibliothekar der Statistischen Zentralkommision ernannt. Moritz heiratet am 20.6.1912 Laura Pernier recte Pollak, die Ehe blieb kinderlos. 5 Jahre Kriegsdienst zwischen 1914 und 1918 (Hptm. a. D.) unterbrechen die Karriere. 1925 wird er der Universitätsbibliothek in Wien und 1931 der Akademie der Bildenden Künste zugeteilt, wo er bis zu seiner Beurlaubung gegen Wartegeld (Ende Dezember 1932) zuletzt als Staatsbibliothekar I.Kl. wirkte.
Mit einem Erlaß vom 18.10.1935 wird Moritz von Grünebaum mit dem Titel Regierungsrat in den dauernden Ruhestand versetzt.
Der Neffe von Gustav, Franz, wird 1909 mit „Bruckwall“ nobilitiert (Franz Grünebaum von Bruckwall). Da Franz vermutlich kinderlos geblieben ist, lässt er 1912 Adel und Wappen an seinen Bruder Heinrich übertragen.
Die Genealogie der Familie wurde von Hanns Jäger-Sunstenau 1950 in seiner Dissertation „Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien“ aufgezeigt. Obwohl das früher erschienene Wiener Genealogische Taschenbuch Band III 1929/1930, wesentlich genauer war.
Am genauesten und ausführlichsten ist Dipl. Ing Georg Gaugusch mit „Wer einmal war,“ der genauesten und ausführlichten Aufarbeitung der Familie.
Moritz Ritter von Grünebaum tritt bereits im ersten Jahrbuch der ÖEG 1903 als Mitglied in Erscheinung. Mit insgesamt 11 Aufsätzen, ab Jb. 2/1904 bis Jb. 18/1920, über Exlibriskünstler und „Neue Exlibris“ bekundet er sein reges Interesse an der Kleingraphik. Er sammelt Drucke, Bücher und Exlibris.
Der Bestand seiner Bibliothek fußt auf der seines Großvaters Bernhard Grünebaum (+1836 od. 1837 nach versch. Quellen). Moritz von Grünebaum wird am 23.8.1942 nach Theresienstadt deportiert und ist laut Totenbuch von Theresienstadt am 21.12.1942 Ermordet worden. (Laut Auskunft von seinem Bruder Dr. Egon R. v. Grünebaum am 31.12.1942).
Künstler: Dr. Felix Hochstimm Ostrava/Mährisch-Schlesien 1888 – Buenos Aires 1988,
Radierung 1910. Stempel des Künstlers auf der Rückseite des Exlibris: RADIERUNG VON DR. FELIX HOCHSTIMM WIEN 1910 (Stempel nicht im Lugt!).
Siehe:
Veronika Pfolz, Dr. Felix Hochstimm: Das Exlibrisschaffen eines Amateurs, ÖEG Jb. 68/2013, 2014.
Veronika Pfolz: Felix Hochstimm: Wien, Cochabamba und Buenos Aires. –In: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands, 31. Jg., Nr. 2, August 2014
Das Abgebbildete Haus auf der Radierung wurde von Dr. Veronika Pfolz Identifiziert. Es ist das Palais (August von) Damian VIII., Lange Gasse 53. (Dehio Wien, II. bis XX. Bezirk, S. 336, ISBN 3-7031-0680-8). Nach dem Häuserschematismus von Lenobel 1908, waren die Häuser 51 und 53 im Besitz der Barbara Reichsgräfin D`Orsay.
Leo Przibram und Moritz von Grünebaum kannten sich vermutlich vom Wiener Akademischen Gymnasium. (Inform. von Dr. Veronika Pfolz,)
Peter Rath: Moritz Ritter von Grünebaum, Exlibrissammler und Bibliothekar. – Mitteilungen der ÖEG, neue Folge, 58. Jg., Heft Nr. 2, August 2003. S 2 – 3, 2 Abb. Wien.
Erstellt von Peter Rath, Wien, @ November-Dezember 2020.